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©Lou von Treskow

„We are such stuff
As dreams are made on, and our little life
Is rounded with a sleep.“

Shakespeare, THE TEMPEST, IV/2

Im 4. Akt von Shakespeares STURM werden wir als Zuschauende zu Zuschauenden eines Theaters im Theater gemacht. Prospero, der usurpierte Mailänder Herzog und Beherrscher der Insel seines Exils, wird zum Regisseur eines Maskenspiels anlässlich der Verlobung seiner Tochter Miranda mit Ferdinand, dem Sohn seines Feindes Alonso.
Die Performer dieser kurzen Darbietung sind die Geister, die Prosperos Insel bevölkern und seinem Aufruf folgen, sich zur Feier der utopischen Liebenden zu versammeln. Als Prospero in Gedanken an Calibans Mordkomplott abschweift, wird das Spiel abrupt unterbrochen, und die Geister-Performer verschwinden in die „dünne Luft“, aus der sie gekommen sind. Das Theater wird hier als ein Geschehen beschrieben, in dem sich ephemere Gestalten durch die magische Vorstellungskraft eines Träumenden materialisieren, und wieder aus dem Spiel entlassen werden, wenn die Kraft der Gedanken nicht mehr ausreicht, um die Imagination aufrecht zu erhalten.
Abgesehen davon, dass das Spiel im Spiel der barocken Obsession des Spiegels im Spiegel entspricht, welcher das eigene Bild in sich zurückwirft und somit einen Blick in die Unendlichkeit gewährt, zeigt uns Shakespare mit Prosperos Maskenspiel ein Bild des Theaters als fantastisches Traumbild, als imaginäres Gespinst einer Gruppe von sich im Augenblick versammelnden flüchtigen Schwarmgeistern, das im nächsten Moment jederzeit zerplatzen kann – und mit ihm alle Bilder und Leidenschaften, die den Träumenden eben noch vollends beherrscht haben.
Wenn von dem Traum eine Erinnerung bleibt, kann diese vage, deutlich, angenehm, unerfreulich oder auch nachhaltig verstörend sein – wie im Fall von Prospero, der von seiner Vision einer auf ihn gerichteten Todesdrohung nachhaltig bestürzt ist und sich aus der Festgesellschaft zurückziehen muss.
Theater hat in seltenen Momenten die lebensverändernden Eigenschaften, die Shakespeare ihm in Prosperos Maskenspiel zuschreibt. Aber wenn es gelingt, sind wir in dieser imaginären Welt als Zuschauende für kurze Zeit gleichzeitig Autor:innen und Darstellende unseres eigenen Spektakels, weil wir alles, was auf einer Bühne vor uns sich abspielt, kraft unserer Imagination mit unserer eigenen Erfahrung in Kongruenz bringen können. Und in demselben Maß, in dem unsere Alltagswelt sich explizit in diese fragile Anordnung hineinprojiziert, wird deren schwebende, ephemere Qualität ausgelöscht und lebt bestenfalls in der Erinnerung weiter.
Nicht zuletzt ist Prosperos Theaterkonzept eine Metapher für das menschliche Dasein insgesamt. Wie die Erinnerung an ein ganzes Leben im Moment des Todes aufhört, hört auch dieses Leben auf, jemals existiert zu haben.

“Is all that we see or seem
But a dream within a dream?”
(E. A. Poe)

Im 4. Akt von Shakespeares STURM werden wir als Zuschauende zu Zuschauenden eines Theaters im Theater gemacht. Prospero, der usurpierte Mailänder Herzog und Beherrscher der Insel seines Exils, wird zum Regisseur eines Maskenspiels anlässlich der Verlobung seiner Tochter Miranda mit Ferdinand, dem Sohn seines Feindes Alonso.
Die Performer dieser kurzen Darbietung sind die Geister, die Prosperos Insel bevölkern und seinem Aufruf folgen, sich zur Feier der utopischen Liebenden zu versammeln. Als Prospero in Gedanken an Calibans Mordkomplott abschweift, wird das Spiel abrupt unterbrochen, und die Geister-Performer verschwinden in die „dünne Luft“, aus der sie gekommen sind. Das Theater wird hier als ein Geschehen beschrieben, in dem sich ephemere Gestalten durch die magische Vorstellungskraft eines Träumenden materialisieren, und wieder aus dem Spiel entlassen werden, wenn die Kraft der Gedanken nicht mehr ausreicht, um die Imagination aufrecht zu erhalten.
Abgesehen davon, dass das Spiel im Spiel der barocken Obsession des Spiegels im Spiegel entspricht, welcher das eigene Bild in sich zurückwirft und somit einen Blick in die Unendlichkeit gewährt, zeigt uns Shakespare mit Prosperos Maskenspiel ein Bild des Theaters als fantastisches Traumbild, als imaginäres Gespinst einer Gruppe von sich im Augenblick versammelnden flüchtigen Schwarmgeistern, das im nächsten Moment jederzeit zerplatzen kann – und mit ihm alle Bilder und Leidenschaften, die den Träumenden eben noch vollends beherrscht haben.
Wenn von dem Traum eine Erinnerung bleibt, kann diese vage, deutlich, angenehm, unerfreulich oder auch nachhaltig verstörend sein – wie im Fall von Prospero, der von seiner Vision einer auf ihn gerichteten Todesdrohung nachhaltig bestürzt ist und sich aus der Festgesellschaft zurückziehen muss.
Theater hat in seltenen Momenten die lebensverändernden Eigenschaften, die Shakespeare ihm in Prosperos Maskenspiel zuschreibt. Aber wenn es gelingt, sind wir in dieser imaginären Welt als Zuschauende für kurze Zeit gleichzeitig Autor:innen und Darstellende unseres eigenen Spektakels, weil wir alles, was auf einer Bühne vor uns sich abspielt, kraft unserer Imagination mit unserer eigenen Erfahrung in Kongruenz bringen können. Und in demselben Maß, in dem unsere Alltagswelt sich explizit in diese fragile Anordnung hineinprojiziert, wird deren schwebende, ephemere Qualität ausgelöscht und lebt bestenfalls in der Erinnerung weiter.
Nicht zuletzt ist Prosperos Theaterkonzept eine Metapher für das menschliche Dasein insgesamt. Wie die Erinnerung an ein ganzes Leben im Moment des Todes aufhört, hört auch dieses Leben auf, jemals existiert zu haben.

“Is all that we see or seem
But a dream within a dream?”
(E. A. Poe)

„Ein Theaterstück, bei dem es also ums Grundsätzliche geht. Eins, das auch als solches noch immer funktioniert. Zumindest, wenn man es so verdichtet und unaufdringlich vergegenwärtigt, wie es Regisseur Christian von Treskow in der Bearbeitung von Walter Jens gelungen ist.“

Joachim Lange, DIE DEUTSCHE BÜHNE

MEPHISTOPHELES:
Großhans! Nun bist du wieder am Ende deines Witzes,an dem Fleckchen, wo Euch Herrn das Köpfchen überschnappt. Warum machtest du Gemeinschaft mit uns, wenn du nicht mit uns auswirtschaften kannst? Willst fliegen und der Kopf wird dir schwindlig! Eh! Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns?

Johann Wolfgang Goethe, URFAUST
© Joachim Dette
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